Der Aldosteron-Renin-Quotient (ARQ) wird in der Differenzialdiagnostik bei Hypertonieabklärung als Screeningverfahren zum Ausschluss eines primären Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) eingesetzt.
Die Prävalenz des primären Hyperaldosteronismus wird in Abhängigkeit von der Selektion des Patientengutes mit 3-14% der Patienten mit arterieller Hypertonie und mit 20-31% der Patienten mit therapieresistenter Hypertonie angegeben. In mehr als 99% dieser Fälle liegt ein Aldosteron-produzierendes Adenom oder eine idiopathische Nebennierenhyperplasie vor.
Laborchemisch ist ein primärer Hyperaldosteronismus durch eine Aldosteronerhöhung bei gleichzeitiger Reninsuppression im Plasma gekennzeichnet. Der ARQ zeigt einen primären Hyperaldosteronismus bereits an, wenn sich das Aldosteron noch im oberen Referenzbereich bzw. das Renin im unteren Referenzbereich bewegt. Somit ist der ARQ der beste Screening-Parameter für diese Erkrankung [4]. Im Gegensatz zur alleinigen Alldosteron-Bestimmung wird der ARQ auch durch die Abnahmemodalitäten (liegend/stehend) oder orale Kochsalzzufuhr nicht wesentlich beeinflusst [3]. Zur Bestimmung des ARQ wird die Plasma-Renin-Konzentration statt der Plasma-Renin-Aktivität gemessen [1, 7].
Indikation
- Resistente Hypertonie, die nicht mit drei Standardantihypertensiva (inkl. Diuretikum) kontrolliert werden kann
- Hypertonie in Kombination mit persistierender Hypokaliämie
- Hypertonie bzw. Schlaganfall bei Patienten unter 40 Jahren
- Positive Familienanamnese für primären Hyperaldosteronismus bei Verwandten 1. Grades
- Hypertonie und Nebennieren-Inzidentalom
Methodik:
Für die Bestimmung von Aldosteron und Renin werden Chemolumineszenz Assays (CLIA) der Fa. DiaSorin verwendet (LIAISON Aldosterone, CLIA und LIAISON, Direct Renin, CLIA) und für die Berechnung des ARQ eingesetzt.
Präanalytik
Als Probenmaterial ist EDTA-Plasma zu bevorzugen, die Materialmenge liegt bei 1,0 ml. Die Stabilität von Renin und Aldosteron beträgt bei Raumtemperatur 4h bzw. 8h [4], daher sollten Lagerung und Transport von Plasma in tiefgefrorenem Zustand (-20°C) erfolgen. Aufgrund der bei Temperaturen von 0 bis 6 °C stattfindenden Konvertierung (Kryoaktivierung) von Prorenin zu Renin, dürfen die Proben nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden, um falsch hohe Renin-Werte zu vermeiden [2, 4]. Die Blutentnahme erfolgt aufgrund der Tagesrhythmik der Hormonsekretion morgens, ca. 2 Stunden nach dem Aufstehen, in sitzender Position nach einer 15-minütigen Ruhephase.
Medikamente mit deutlichem Einfluss
Folgende Medikamente mit deutlichem Einfluss auf den ARQ müssen 4 Wochen vor Blutentnahme abgesetzt werden [1]:
- Mineralokortikoid-Antagonisten (Spironolacton, Eplerenon, drospirenonhaltige Kontrazeptiva)
- Kaliumsparende Diuretika (Triamteren, Amilorid)
Folgende Medikamente sollten nach Möglichkeit ca. 1 Woche vor Blutentnahme abgesetzt werden [1]:
- Betablocker (Verminderung der Renin-Konzentration, Erhöhung des ARQ)
- Zentrale Alpha2-Agonisten (z.B. Clonidin, Alpha-Methyldopa, Erhöhung des ARQ)
- ACE-Hemmer (Erhöhung der Renin-Konzentration, Erniedrigung des ARQ)
- AT1-Rezeptorblocker (Erhöhung der Renin-Konzentration, Erniedrigung des ARQ)
- Renin-Inhibitor (Erhöhung der Renin-Konzentration, Erniedrigung des ARQ)
- Thiazid- bzw. Schleifendiuretika (Erhöhung der Renin-Konzentration, Erniedrigung des ARQ)
- Kalzium-Antagonisten vom Dihydropyridin-Typ (Nifedipin, Erniedrigung des ARQ)
- Östrogen, NSAID (Erhöhung des ARQ)
Folgende Antihypertensiva haben keinen wesentlichen Einfluss auf den ARQ (erlaubte Medikation) [1]:
- Alpha1-Antagonisten (z.B. Doxazosin)
- Kalzium-Antagonisten vom Nicht-Dihydropyridin-Typ (Verapamil, Diltiazem)