Unter Histaminintoleranz versteht man die Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem Histamin, deren Ursache ein Mangel des histaminabbauenden Enzyms Diaminooxidase (DAO) oder ein Missverhältnis zwischen Histamin und DAO ist.
Die Prävalenz wird nach einer französischen Studie mit 1% der Gesamtbevölkerung angegeben. Etwa 80% der Betroffenen sind Frauen - meist um das 40. Lebensjahr.
Histamin ist ein biogenes Amin und wird vor allem in basophilen Granulozyten und Mastzellen gespeichert.
Bei allergischen Reaktionen kann es von dort sehr schnell freigesetzt werden und zu folgenden biologischen Wirkungen kommen:
- Gefäßerweiterung
- niedriger Blutdruck
- Arrhythmien
- Schwellung der Augenlider
- Urtikaria
- Sekretion der Nasenschleimhaut
- Kopfschmerzen
- Atemwegsobstruktion bis hin zum Asthma bronchiale
- Magen-Darm-Beschwerden mit Durchfällen
Da Histamin von einer Reihe von Bakterien produziert wird, ist es in vielen Nahrungsmitteln enthalten, die einen bakteriellen Gärungs- und Reifungsprozess durchmachen - wie etwa in Wein oder Käse.
Weitere histaminhaltige Lebensmittel sind z.B. Tomaten, Nüsse, Sauerkraut, Spinat, Salami, Schokolade.
Der Abbau von Histamin erfolgt durch die körpereigene Diaminooxidase (DAO), welche im gesamten Körper vorkommt und insbesondere an der Darmschleimhaut wirkt.
Liegt ein DAO-Mangel bzw. eine DAO Hemmung vor, kann der Organismus mit der Nahrung aufgenommenes oder aus körpereigenen Zellen freigesetztes Histamin nicht rasch genug abbauen. Es treten die o.g. Symptome einer Histaminintoleranz auf.
Eine Hemmung der DAO-Aktivität erfolgt z.B. durch Substanzen wie Alkohol oder Medikamente (Acetylcystein, Ambroxol, Aminophyllin, Amitriptylin, Chloroquin, Clavulansäure, Isoniazid, Metamizol, Metoclopramid, Propafenon, Verapamil).
Die histamininduzierte Nahrungsmittel-Intoleranz ist nicht IgE-vermittelt.
Somit sind der Prick- und der RAST-Test negativ.
Eine Bestimmung der DAO-Aktivität in Serum oder Plasma stellt somit den geeigneten Marker für die Diagnostik der Histamin-Intoleranz und damit assoziierter Krankheitsbilder dar.
Vitamin B6, Kupfer und Vitamin C sind Kofaktoren für die DAO. Ggf. sollten diese mituntersucht werden.
Zum Fachbereich Endokrinologische Diagnostik
Literatur:
Reese et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) und des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA). Allergo J 2012; 21 (1): 22–28