Diagnostik
1. Keimnachweis
Die Diagnose der akuten Erkrankung stützt sich primär auf den Erregernachweis im Stuhl. Der Keimnachweis im Stuhl kann über eine Zeitdauer von 2 bis 12 Wochen möglich sein (Nativstuhl oder Stuhlabstrich im Amies-Transportmedium).
2. Serologie
Die Serologie ist zur ergänzenden Diagnostik der akuten Infektion geeignet, für die Aufklärung von Folgeerkrankungen essentiell. Besondere Bedeutung kommt der Bestimmung spezifischer IgA-Ak zu: Sie persistieren bei reaktiver Arthritis meist länger als bei unkomplizierten Verläufen.
ELISA zur Bestimmung der spezifischen IgG-, IgA- und IgM-Ak!
Die herkömmlichen serologischen Nachweismethoden, wie die Widal-Reaktion und die Komplementbindungsreaktion besitzen nur eine geringe diagnostische Sensitivität und Spezifität. Daher wird heute der Enzymimmunoassay (ELISA) zum Nachweis von IgG-, IgA-,und IgM-Ak gegen spezifische YersinienAntigene bevorzugt. Als hochspezifische YersinienAntigene gelten die plasmidkodierten Polypeptide, die in das Medium abgegeben werden (released proteins, RP; oder Yersinia outer membran proteins, YOPs, genannt).
Antikörperverläufe bei der Yersinien-Infektion:
Immunglobulin-Klasse | Ak-Persistenz bei akuter Infektion ohne Spätfolgen | Ak-Persistenz bei Infektion mit Spätfolgen |
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IgM | 1-3 Monate | selten |
IgA | 2-4 Monate | Monate bis zu 2 Jahren |
IgG | 5 Monate bis Jahre | Jahre |
Serologie der akuten Yersinien-Infektion
Bei der akuten Yersinien-Infektion (Enteritis) sind IgM-, IgA- und meist auch schon IgG-Ak nachweisbar. Im Verlauf der Infektion verschwinden IgM- und IgA-Ak innerhalb von 3-6 Monaten, während IgGAk bis zu Jahren, evtl. lebenslang persistieren. IgGAk persistieren bei 80% der Patienten nach Yersinien-Infektion.
Im Gegensatz zu Arthritis-Patienten werden bei Enteritis-Fällen signifikant häufiger isolierte lgA-Ak beobachtet (J. Cremer et al. 1995). IgA-Ak können früh bei enteritischen Infektionen auftreten, manchmal vor IgM oder IgG. Wenn IgA-Ak negativ werden, sind auch keine Yersinien mehr in Darmbiopsien nachzuweisen (J.A.A. Hoogkamp-Korstanje et al. 1992).
Serologie der chronischen Yersinien-Infektion und der Yersinien-induzierten reaktiven Arthritis
Bei der reaktiven Arthritis findet man neben IgG-Ak vor allem die Persistenz der IgA-Ak über Jahre, während IgM-Ak nur selten nachweisbar sind.
Therapie der akuten Yersinien-Infektion
Bei positivem Erregernachweis: Antibiotika-Therapie, vor allem bei älteren Patienten und bei extramesenterialer YersinienInfektion, z.B. Therapie mit Cotrimoxazol, Doxycycline oder Chinolone. Bei Erregerpersistenz längere Antibiotika-Therapie.
Therapie der Yersinien-induzierten reaktiven Arthritis
Bei akuter Arthritis:
- physikalische Maßnahmen
- nicht-steroidale Antiphlogistika
Bei persistierender oder chronischer Arthritis (4 Wochen bzw. > 3 Monate):
- Antiphlogistika oder Antirheumatika
- in Einzelfällen mit schwerem Verlauf: Steroide und ggf. Immunsuppressivum
- ggf. Synovektomie
Der Stellenwert einer antibiotischen Langzeittherapie wird z.Zt. noch kontrovers diskutiert!
Zum Fachbereich Infektionsdiagnostik
Literatur
- J. Cremer et al., 1995, Plasmidkodierte sekretorische Proteine von Yersinia enterocolitica als Antigene in einem IgG- und IgA-spezifischen immundiagnostischen ELISA, Klin Lab 1-2, 41: 55-59.
- J.A.A. Hoogkamp-Korstanje et al., 1992, Influence of Antibiotics on IgA and IgG Response and Persistence of Yersinia enterocolitica in Patients with Yersinia-Associated Spondylarthropathy, Infection 20: 53-57
- J. Braun et al., Grundlagen der Therapie der reaktiven Arthritis, Wien Klin Wochenschr 1994; 106/9: 259-264.
- M. Hammer et al., Yersinien-induzierte Arthritiden: Neue Erkenntnisse in Pathogenese, Diagnostik und Therapie, WMM 1990; 12: 306-311.