Noroviren

Erreger: Noroviren enthalten ein Plusstrang RNA-Genom und zählen als small round structured viruses (SRSV) zur Familie der Caliciviridae.
Es gibt fünf Norovirus-Genogruppen (GG I-V), die humanpathogenen Genogruppen I, II und IV bestehen jeweils aus wenigstens 20 Genotypen. Häufigster Norovirus ist der Norovirus Genogruppe II, Genotyp 4 mit antigenen Driftvarianten (Norovirus GG II.4).
Alle Typen sind umweltstabil und als hoch kontagiös einzustufen. Sie sind ausgesprochen resistent gegenüber Desinfektionsmitteln und Umwelteinflüssen (stabil gegen Säuren und Hitze bis 60°C).

Vorkommen: Erstmals wurden Noroviren (Norwalk-Viren) 1972 mittels elektronenmikroskopischer Untersuchungen beschrieben. Die Viren sind weltweit verbreitet. Erkrankungen an Noroviren treten in jedem Lebensalter mit Bevorzugung von Kindern und älteren Menschen auf. Infektionen mit Noroviren können das ganze Jahr über auftreten, wobei sich eine saisonale Häufung in den Wintermonaten zeigt(Winter-vormiting disease).

Aufgrund der hohen Kontagiosität sind Noroviren eine häufige Ursache von nosokomialen Infektionen, aber auch von Lokalepidemien in Alten- und Pflegeheimen sowie in Gemeinschaftseinrichtungen.

In den Jahren mit besonders ausgeprägter Norovirusaktivität zirkuliert überwiegend ein Norovirustyp. So wurde in den Saisons 2006/2007 bis 2009/2010 überwiegend Norovirus GG II.4 mit 3 verschiedenen Driftvarianten nachgewiesen. Wie in Abb. 1 dargestellt, ist in der Saison 2009/2010 eine etwas höhere Norovirusaktivität als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Winter 2010/2011 und 2011/2012 war die Norovirusaktivität durch 2 eher mittelstarke Wellen geprägt. Die dem RKI im Jahr 2011 übermittelten Fallzahlen lagen bundesweit um 17% unter denen von 2010. Ursache dafür kann ein niedriger Anteil von Noroviren des Genotyps II.4 sein.

Reservoir: Der Mensch ist das einzige Reservoir dieses Erregers. Erkrankungen im Tierreich stehen in keinem Zusammenhang mit Erkrankungen des Menschen.

Infektionsweg: Die Viren werden im Stuhl und Erbrochenem des Menschen in sehr großen Mengen ausgeschieden. Die minimale Infektionsdosis liegt bei 101 bis 102 Partikeln, damit kann die Infektiösität als sehr hoch angesehen werden. Die Übertragung erfolgt im Allgemeinen fäkal-oral (Handkontakt mit kontaminierten Flächen), in erster Linie von Mensch zu Mensch. Allerdings können Infektionen oder Ausbrüche auch durch kontaminierte Speisen (Salate, Meeresfrüchte) oder Getränke (verunreinigtes Wasser) ausgelöst werden.
Auch eine aerogene Übertragung durch die Aufnahme virushaltiger Tröpfchen, die während des Erbrechens entstehen, ist möglich.

Inkubationszeit und Klinik: Die Inkubationsperiode beträgt im Allgemeinen zwischen 6 und 72 Stunden, die Erkrankungsdauer im Durchschnitt 12-48 Stunden. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende starke Durchfälle, schwallartiges Erbrechen (oftmals mit abdominalen Schmerzen), Übelkeit, Kreislaufschwäche, Kopfschmerzen, Myalgien und meist nur subfebrilen Temperaturen. Es kann zu erheblichen Flüssigkeitsverlusten kommen.

Erkrankte sind während der akuten Erkrankungsphase und bis zu 48 Stunden nach Abklingen der Erkrankungssymptome infektiös. Ausscheidungen der Viren über den Stuhl können in der Regel noch 7 – 14 Tage erfolgen, ggf. auch noch über Wochen.

Diagnostik: Wegen der kurzen Ausscheidungsdauer ist die Untersuchung von Stuhl nur während der ersten 3 Tage bzw. während der akuten Erkrankungsphase sinnvoll. Der Nachweis von Noroviren erfolgt aufgrund der hohen Sensitivität und Spezifität in unserem Labor durch Amplifikation viraler Nuklein-Säuren mittels PCR. Bei entsprechender Symptomatik und Epidemiologie (z. B. nosokomialer Ausbruch, Patient länger als 2 Tage stationär) ist. auf die Untersuchung anderer Enteritiserreger zunächst zu verzichten. Bei einem Ausbruch ist die Untersuchung von 4-5 Patienten und ggf. Personal ausreichend. Eine Kontrolle nach Sistieren der Durchfälle ist nicht nötig.

Therapie: Entscheidend ist die Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution sowie eine symptomatische Therapie. Eine kausale antivirale Therapie steht nicht zur Verfügung.

 

Zum Fachbereich Infektionsdiagnostik

Literatur:

Stand: 2013

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